KI wird unsere Arbeit verändern
Was sind deine Erwartungen und Erfahrungen damit, Jörg? Ein Interview.
Die Zeiten, als künstliche Intelligenz vorwiegend relevant war für Sience Fiction-Bücher und -Filme, sind eindeutig vorbei: Das Thema KI/AI ist inzwischen in der Gesellschaft angekommen, auch einige Vorträge des Nürnberg Digital-Festival beschäftigen sich damit.
Als technischer Partner des etablierten Festivals wurde mediendesign-Vorstand Jörg Meier gebeten, seine Erwartungen und Erfahrungen zum Thema KI als Community-Stimme zu teilen.
Der Text dazu wird (in Ausschnitten) in den Social Media Kanälen des Nürnberg Digital-Festivals zu finden sein, hier gibt es ihn in voller Länge:
KI - was sind deine Erwartungen und Erfahrungen damit, Jörg?
„KI ist ein mächtiges Werkzeug, das unsere Arbeit verändert.
Design, Entwicklung, Marketing und Support - alle Bereiche sind betroffen.
Tools verbessern sich in großen Schritten. Sie automatisieren die Kommunikation mit Kunden, sie erstellen Lösungsvorschläge und liefern Verbesserungsvorschläge.
Wir als Berater, Designer und Entwickler können damit schneller und besser werden. Einfache Wissensarbeit wird bald nicht mehr durch Menschen erledigt werden. Wir werden uns noch stärker auf die kreativen, sozialen und strategischen Aufgaben in Projekten fokussieren (müssen).
Sprachmodelle wie ChatGPT
Heute schon erstellen sog. „große Sprachmodelle“ (wie ChatGPT) Texte, die häufig eine gute Basis für eine weitere menschliche Bearbeitung darstellen und eine Grundstruktur vorgeben können. Selbst bei neuen Themen können wir damit - mit etwas zusätzlicher Recherche - passablen Content erstellen.
ChatGPT in der Softwareentwicklung
Ein solches Sprachmodell kann in der Softwareentwicklung Code-Beispiele für Algorithmen liefern oder schlicht aufzeigen, wie bestimmte Techniken oder Frameworks richtig verwendet werden. Der Entwickler nutzt diesen Input dann für das Programmieren. Durch Tools wie GitHub Copilot erhalten Entwickler Code-Vorschläge, Verbesserungshinweise und Eingabeunterstützung, was zu schnellerem und besseren Programmcode führt.
Mehrsprachigkeit
Das Übersetzen von Texten oder das Schreiben in unterschiedlichen Sprachen ist mit solchen umfassenden Sprachmodellen ebenso einfach möglich.
Neuronale Netze als Grundlage
Technisch basieren die heute verfügbaren großen Sprachmodelle meist auf umfangreichen neuronalen Netzen, die das Grundprinzip des Lernens von einem biologischen Gehirn übernehmen. Sie gewichten Verbindungen zwischen virtuellen Neuronen.
In der Mustererkennung, einer Disziplin der Informatik, spielt maschinelles Lernen schon seit Jahrzehnten eine Rolle. Je nach Anwendungsfall existieren andere algorithmische Grundprinzipien des Lernens, beispielsweise statistische Modelle wie Support-Vektor-Maschinen (u. a. in der Bildklassifikation) oder Hidden Markov Models (u. a. in der Spracherkennung).
Fast jeder hat heute, größtenteils unbemerkt, solche Systeme benutzt, beim Eingeben von Texten per Sprache (z. B. in ein Navigationssystem oder einen Messenger am Smartphone), in der Bildgebung beim Arzt, wenn ein CT-Bild zur Diagnose genutzt wird, beim Öffnen des Smartphones oder Rechners durch Gesichtserkennung… Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Solche Funktionen sind fast alltäglich.
Populäre neue Tools wie ChatGPT setzen diese Entwicklungen fort.
Wo bleibt der Mensch? Sind wir alle ersetzbar?
In drei Bereichen bleibt der Mensch weiterhin der Maßstab:
Kreativität: Die zukünftige menschliche Aufgabe wird sich auf das Finden grundsätzlicher Lösungswege, das Denken „outside the box“ und das Lösen von Herausforderungen, die sich nicht nur durch schlichtes Rekombinieren von Bekanntem erledigen lassen.
Sozialer Faktor: Menschen brauchen Menschen. Projekte brauchen Menschen. Der menschliche Faktor wird immer im Zusammenleben und Arbeiten der wichtigste Faktor bleiben. An der Schnittstelle zwischen Führungskraft und Mitarbeiter oder zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer oder in beliebigen weiteren Kontexten wird der Mensch der Kitt bleiben, der alles zusammen hält, der gemeinsames Verständnis herstellen kann und gemeinsame Unternehmungen ermöglicht.
Strategie: Fragen nach dem übergeordneten Ziel einzelner Aufgaben oder gar nach dem Sinn und dem Wert von Ergebnissen, Produkten oder Vorgehensweisen kann nur der Mensch als Maßstab beantworten. Wo liegen die Leitplanken unseres Handelns? Welche Grenzen wollen wir überschreiten, welche nicht?“
Jörg Meier, mediendesign
06.07.2023